🤔 Was passiert auf dem Stellenmarkt für Studienabgänger:innen in der Schweiz?

Vor wenigen Jahren standen Absolvent:innen noch hoch im Kurs – heute sieht es ganz anders aus. Die Nachfrage nach qualifiziertem Nachwuchs ist deutlich gesunken, gleichzeitig sind viele Studienabgänger:innen stärker auf aktive, oft mühsame Bewerbungsbemühungen angewiesen.
📊 Die Lage in der Schweiz (2025)
Der Graduate Job Market Monitor zeigt: Im zweiten Quartal 2025 wurden nur noch rund 3’983 Jobinserate für Hochschulabgänger:innen gezählt – das sind 31 Prozent weniger als 2023 und 17 Prozent weniger als 2024. Auch der gesamte Schweizer Stellenmarkt ist rückläufig: Laut Adecco Job Index gab es im Vergleich zum Vorjahr 3 Prozent weniger offene Stellen.
Ein kleiner Lichtblick: Der Anteil an offenen Positionen für Berufseinsteiger:innen liegt aktuell bei 28,8 Prozent – 2019 waren es noch rund 21 Prozent. Gleichzeitig sind die Unterschiede zwischen den Branchen gross: Während im Gesundheitswesen (+9 %), in den persönlichen Dienstleistungen (+7 %) und im Management (+1 %) die Nachfrage steigt, verzeichnen IT, Wirtschaft und Bau Rückgänge von bis zu 31 Prozent.
⚠️ Warum ist der Markt so angespannt?
Wirtschaftliche Unsicherheit: Viele Firmen bleiben vorsichtig bei Neueinstellungen.
Technologische Disruption durch KI:
Grosse Konzerne wie Google oder Microsoft kündigen an, in den nächsten Jahren viele Tätigkeiten durch AI zu automatisieren. Besonders betroffen sind einfache Routine- und Einstiegsjobs – genau jene Positionen, die für Studienabgänger:innen oft der Türöffner in die Karriere waren.
Überangebot an Bewerbenden: Hochschulen bringen mehr Absolvent:innen hervor, als der Markt aktuell aufnehmen kann.
🧑🎓 Auswirkungen auf Studienabgänger:innen
Viele müssen deutlich mehr Bewerbungen schreiben und erhalten gleichzeitig weniger Rückmeldungen.
In der Deutschschweiz ist der Rückgang besonders stark spürbar.
Der klassische Bachelor- oder Masterabschluss reicht immer weniger – spezialisierte Skills, Praxiserfahrung und digitale Kompetenzen entscheiden über den Berufseinstieg.
🏗️ Speziell Handwerk & Bau
Laut Adecco Job Index Q2 2025 gingen die offenen Stellen im Baugewerbe im Jahresvergleich um rund –29 bis –31 % zurück.
Besonders betroffen sind Planungs- und Ingenieurberufe, wo weniger Einstiegsstellen gemeldet werden.
Gleichzeitig fehlen in klassischen Handwerksberufen wie Sanitär, Elektriker oder Schreiner weiterhin Fachkräfte – dort entstehen aber nicht unbedingt neue Einsteigerpositionen, sondern eher Nachfrage nach erfahrenem Personal.
Für Studienabgänger:innen mit Bau- oder Architekturabschluss bedeutet das: höhere Konkurrenz bei weniger offenen Stellen.
🚀 Perspektiven und Chancen
Gesundheit, Pflege, Bau, Handwerk und Dienstleistungen sind wachsende Sektoren, in denen weiterhin Bedarf an Nachwuchs besteht.
Technologie bleibt relevant – auch wenn einfache Einstiegsjobs wegfallen, entstehen neue Chancen in Cybersecurity, Data Science, Cloud und KI-Engineering.
Praxis zählt mehr als Theorie: Praktika, Traineeprogramme und Weiterbildungen in gefragten Skills sind oft wichtiger als der reine Titel.
Quellen:
Adecco Group, Swiss Job Market Index Q2 2025
CSNCH, Graduate Job Market Monitor Q2 2025
Stellenmarktmonitor UZH, Arbeitsmarktentwicklung 2025
Wall Street Journal / Financial Times, AI is reshaping entry-level jobs
Google / Microsoft, AI-Automatisierung Statements 2024–2025
- 26.08.2025